Trierischer Volksfreund vom 28.11.1998
Umweltministerin ist jetzt mobilisiert
Sickerwasser aus Hallschlag birgt ,,Zündstoff"
HALLSCHLAG/JÜNKERATH. (boß) Der Antrag der Verbandsgemeinde Obere Kyll an die Kreisverwaltung Euskirchen auf Erteilung einer gehobenen wasserrechtlichen Erlaubnis zur Einleitung von gereinigtem Sickerwasser aus der Wasseraufbereitungsanlage der Rüstungsaltlast Hallschlag in den Seifenbach hat hinter den Kulissen für Unruhe gesorgt.
Denn der Seifenbach, der durch Hallschlag fließt, mündet in die Taubkyll und diese wiederum in den Kronenburger See, der sich teilweise auf NRW-Terrain erstreckt.
Daher wird von nordrhein-westfälischer Seite eine mögliche Beeinträchtigung des Grundwassers befürchtet. Inzwischen hat der Euskirchener Landrat Günter Rosenke. das Umweltministerium in Düsseldorf eingeschaltet, da nach seiner Auffassung ,,der unkontrollierte Abfluß von Regenwasser über die K 81 in den Seifenbach zur Kontamination eines Vorfluters auf nordrhein-westfälischem Gebiet führen kann". Ein sofortiges Tätigwerden sei angezeigt, da die in den Sedimenten festgestellten Schadstoffe die Grenzwerte übersteigen würden. ,,Auch gegenüber der Öffentlichkeit muß dokumentiert werden," so der Landrat in einem Schreiben an die NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne), ,,daß alles Mögliche getan wird, um das Altlastenproblem umweltgerecht zu lösen."
Im Hinblick auf die Gesundheit der Bevölkerung und auf die nachhaltigen Folgen für Freizeit und Erholung könne der derzeitigen Entwicklung nicht tatenlos zugesehen werden." Rosenke verweist auf einen Artikel des Kölner Stadtanzeigers, der wiederum für den Trierer Kommissarischen Regierungspräsidenten Heinrich Studentkowski eine ,,unverantwortliche Berichterstattung" darstellt. In einer Stellungnahme gegenüber der KV Euskirchen betont der Trierer Verwaltungschef daß auch nach den starken Regenfällen im Oktober in dem von der Räumstelle abfließenden Wasser keine Belastung mit Nitroaromaten nachgewiesen worden sei. ,,Nachweisbar," so Studentkowski‘ war jedoch Mitte September eine vorübergehende Steigerung der Kontamination im Sedimentbereich und im Wasserbereich auf der Räumstelle selbst." Durch auf der Räumstelle angelegten Wasserauffangbecken werde jedoch erreicht, daß sich die kontaminierten Sedimente dort absetzten und nicht außerhalb der Räumstelle gelangten.
In seinem Schreiben an Landrat Rosenke sagt Studentkowski zu, für das geringfügig kontaminierte Wasser eine mobile Aktivkohlefilteranlage zu installieren. Verschiedene Einwendungen, etwa seitens des Gemeinderates von Hallschlag wurden gegen das vorgesehene Sanierungskonzept mit Oberflächenentmunitionierung, Abdeckung und Abwasserableitung erhoben.
Bevor daher die vorgesehene mobile Aktivkohlefilteranlage für die Reinigung von leicht kontaminiertem Wasser gebaut werden kann, muß die Bezirksregierung als zuständige Wasserbehörde befinden, ob diese Einwendungen berechtigt sind.