Zurück zur Homepage

Kölner Stadt-Anzeiger vom 4.12.1998

Altlast

Rieth fordert Aufklärung

Häufung von Lungenkrebs in Hallschlag

sch Kehr Der Verdacht des Grünen-Politikers Gunther Heerwagen, nach dem ersten Weltkrieg seien in der Munitionsfabrik Espagit Riesenmengen chemische Kampfstoffe einfach verbrannt worden, rief den Landtagsabgeordneten Dietmar Rieth (Grüne) auf den Plan. In einer Kleinen Anfrage an die Mainzer Landesregierung fordert er Aufklärung.

Bei Probegrabungen am sogenannten Exotentrichter wurden nicht nur reichlich Granaten, sondern auch Tausende von Mundlochverschlußbuchsen gefunden. Das ist für Heerwagen ein deutlicher Hinweis, daß große Mengen von Giftgasgranaten, die mit diesen Buchsen verschlossen waren, geöffnet und entleert worden sind. Damit ist auch für Rieth eine Verbrennung von Kampfstoffen in den Jahren 1919 und 1920 durchaus wahrscheinlich. Da damals keinerlei Filtertechnologie existierte, müßten riesige Dioxinwolken über der Rüstungsaltlast aufgestiegen und in der Umgebung niedergerieselt sein. Tatsächlich, so Heerwagen, habe eine Untersuchung im Jahr 1991 erhöhte Dioxinmengen festgestellt.

Im Mitte der 80er Jahre erschienenen Krebsatlas Deutschland ist für die Umgebung von Hallschlag eine signifikante Häufung von Lungenkrebserkrankungen festgehalten, hat Heerwagen herausgefunden. So etwas werde nicht nur durch Kettenraucher, sondern beispielsweise auch durch Dioxinbelastung verursacht, meinte Heerwagen. Nun will auch der Landtagsabgeordnete Rieth von der Regierung wissen, ob sie irgendwelche Erkenntnisse zu den Krebserkrankungen rund um Hallschlag hat. Darüberhinaus fordert Rieth Details zu den 1991 vorgenommenen Dioxinuntersuchungen an, außerdem erwartet Rieth eine Antwort der Landesregierung auf die Beschwerden des Kreises Euskirchen, von der Munitionsfabrik sei kontaminiertes Regenwasser in den Kronenburger See gelangt.