Kölner Stadt-Anzeiger vom 10.12.1998
Munitionsfabrik Kehr
"Umweltgerechte und effiziente Lösung"
Umweltministerin Klaudia Martini reagiert
sch Hellenthal-Kehr Die Mainzer Umweltministerin Klaudia Martini hat auf die Vorwürfe des Kreises Euskirchen wegen der Rüstungsaltlast Espagit zwischen Hallschlag und Kehr reagiert. Während der Regenfluten im September war Schlammwasser von der Altlast in den Kronenburger See gelaufen, und dagegen hatte Landrat Günter Rosenke protestiert.
Die mit der Munitionsfabrik verbundenen Probleme müßten sicherlich einer umweltgerechten und effizienten Lösung zum Schutz von Mensch und Umwelt zugeführt werden, schreibt Klaudia Martini. Nach umfangreichen Voruntersuchungen habe die Landesregierung sich im vergangenen Jahr für eine Sicherungsvariante entschieden: Danach soll das Gelände, auf dem wahrscheinlich noch Tausende von Kampfstoffgranaten vor sich hinrosten, mit einem Deckel verschlossen und in Ruhe gelassen werden.
,,Nur alle 50 Jahre"
Denn bei einer Tiefen-Entmunitionierung, so Klaudia Martini, müßten riesige Mengen hochkontaminierten Erdreichs umgewühlt werden. Dabei könnten große Mengen Schadstoffe freigesetzt werden und ins Grundwasser versickern. Wenn man den Boden im kontaminierten Bereich aber nicht bewege und mit einer Abdichtung vor eindringen-
dem Regenwasser schütze, werde diese Gefahr gebannt.
Daß die Regenfluten im September einmal die Sicherheitsvorkehrungen durchbrochen haben, begründet Klaudia Martini mit der einmaligen Wetterlage: Solche Niederschläge gebe es im Schnitt alle 50 Jahre einmal. Dazu komme, daß für die Tiefen-Entmunitionierung im Kernbereich eine Menge Hecken und Gestrüpp gerodet werden mußten, was die Verdunstungs und Rückhalterate des Geländes derzeit deutlich verschlechtert habe.
Dämme aufgeschüttet
Das unkontrolliert vom Gelände abgeflossene Regenwasser sei unverzüglich untersucht worden und habe keine Schadstoffbelastung erkennen lassen. Vorsorglich habe die Bezirksregierung im Verlauf des Bahneinschnitts mehrere Dämme aufschütten lassen und so zusätzliche Rückhalteteiche angelegt.
Zur Überwachung des tieferen Grundwassers gibt es laut Martini zwölf Grundwasserpegel, die fortlaufend kontrolliert werden. Weder im Sediment noch in Wasserproben von außerhalb des Geländes seien bisher Schadstoffe in nennenswerter Konzentration festgestellt worden. Falls doch eine Situation eintrete, die Anlaß zur Besorgnis gebe, werde die Bezirksregierung in Trier den Kreis Euskirchen umgehend und umfassend informieren.