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Kölner Stadt-Anzeiger vom 3.11.1998

Schon 1928 Entwarnung für Kehr

fa Kreis Euskirchen/Kehr Auf ein besonderes ,,Jubiläum" wies gestern der Kommunalpolitiker Gunther Heerwagen von der Oberen Kyll den Euskirchener Landrat Günter Rosenke hin: Heute vor exakt 70 Jahren fand nach der ersten Sanierung des Geländes der explodierten Munitionsfabrik Espagit bei Kehr die Schlußabnahme des Gewerbeaufsichtsamtes Trier statt. Laut Meldung an den Regierungspräsidenten hieß es 1928 im Schlußbericht, daß ,,nunmehr alle dort noch gelagerten Sprengkörper und Sprengstoffreste unschädlich gemacht worden sind, so daß das Gelände, soweit dasselbe der Nachprüfung irgend zugänglich war, als gefahrlos angesehen werden kann. Die Entlaborierungsarbeiten auf dem ehemaligen Espagit-Gelände sind nunmehr endgültig durchgeführt".

70 Jahre danach zeigt sich, daß die Einschränkung ,,soweit irgend zugänglich" durchaus berechtigt war. Inzwischen steht fest, daß Gifte aller Art bei der Espagit den Boden derart kontaminiert haben, daß bei vertretbarem finanziellem Aufwand selbst mit heutiger Technik eine Bodenreinigung nicht machbar ist.

Gegenüber dem ,,Kölner Stadt-Anzeiger" kommentierte Heerwagen gestern das Dementi der Trierer Bezirksregierung bezüglich einer Kontamination des Oberflächenwassers mit dem Sprengstoff TNT. Er wies daraufhin, daß der Boden bei der Espagit bekanntlich mit TNT durchsetzt sei. Das Umweltbundesamt habe sehr wohl Zahlen über eine Vergiftung mit diesem Sprengstoff veröffentlicht. Heerwagen verwies auf die Presse-Information Nr. 17/95 des Amtes. Unter der Überschrift ,,Altlast Sprengstoff‘ erklärte das Umweltbundesamt: ,,Für Böden wurden Vorsorgewerte in Höhe von einem Milligramm pro Kilo empfohlen."