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Zeitzeugenbericht Peter Haep

Peter Haep (geb.28.3.1913 gest. 21.12.1996)

Vorwort: Aufgrund seines Alters (bei der Explosion war er sieben) erinnerte er sich nicht mehr an die Fabrikation, dagegen mehr an seine Schulzeit in der Privatschule auf der Espagit und die Lehrerin Frl. Lichtherz und den Lehrer Gottschalk.

Kinder der Kehr besuchten diese Privatschule bis 1923.

Auch dazu liegen umfangreiche Aktenfunde vor, die demnächst publiziert werden.

 

Delaborierungen

Bis zur Schlußabnahme des Geländes durch das Gewerbeaufsichtsamt Trier im November 1928 wurde Munition zerlegt.

Haep erinnert sich an einen Herrn Speicher aus Saarbrücken.

Clemens Speicher, etwa 35 bis 40 Jahre alt, war verheiratet und hatte einen noch nicht schulpflichtigen Sohn. Bis 1928 wohnte er im Gasthof Haep.

Er war Feuerwerker und sprengte im Bereich des Exotentrichters Granaten. Dazu band er zwanzig Granaten zusammen und zündete mittels einer Zündschnur. Die Sprenggrube lag fast auf dem Niveau des Baches.

Haep meint, der ganze gegenüberliegende Hang sei voll mit Splittern und Schrott.

Wer Speicher beschäftigt und bezahlt hatte, weiß Haep nicht. Schrott habe er mit Sicherheit nicht gesammelt und verkauft.

Eine enge Zusammenarbeit mit den Schrottsammlern Rose ist für Haep nicht erkennbar gewesen.

Bereits nach der Explosion 1920 sei, außer den Direktoren, wohl niemand mehr von den Beschäftigten auf dem Gelände gewesen. Auch die Schulkinderzahl der Privatschule legt diesen Schluß nahe.

Das Geschäftslokal der Espagit, Hausnummer Losheim 3, weiß er nicht zuzuordnen.

Der Gasthof Haep sei im Hinblick auf die Fabrik schon 1914 erbaut worden, mit Zentralheizung und 14 Fremdenzimmern. Vorher hatte sein Vater eine Gaststätte in Berterath.

Der Gasthof Christen in Kehr und Braun in Losheim seien Schankwirtschaften gewesen. Erst im Ort Losheim und in Mooshaus waren Raststellen für Fuhrwerke.

Der Bierumsatz bei Haeps lag bei 4- bis 500 Litern pro Tag.

Beim der Tieferlegung des Bahneinschnittes, direkt neben dem Gasthof, sei vertraglich vereinbart worden, daß das Werk die Haeps kostenlos mit Heißdampf und Strom versorgt.

Zu dieser Zeit waren die Zimmer von Fabrikmitarbeitern ausgebucht, auch nachdem die Direktorenvillen längst standen.

Hirsch habe im zweitsüdlichen Haus gewohnt, mit Frl. Wirtz als Haushälterin. Hirsch verließ mit Sohn 1934 Deutschland.

Dieses Haus, nebst Stall, wurde erst nach 1959 abgerissen. Frl. Wirtz hielt Kühe und Ziegen. Sie sei erst in den fünfziger Jahren (1954/55 in die USA ausgewandert.

Danach wohnte noch ein Frau mit ihrem Freund drin, bis das Haus zerfiel.

Die Ausschlachtung des Werksgeländes nach Baumaterialien erfolgte bis in die sechziger Jahre. Ganze Strecken des Kanalisationssystems, Tonrohre wurden von Bauern ausgegraben. Steine gesäubert und abtransportiert. Die Kirche in Losheim sei aus Steinen des Werks, wie viele Bauernhäuser der Umgegend.

Während der Schornstein der Fabrik schon etwa 1938 durch Hubert Töller gesprengt wurde, war der Wasserturm, als Aussichtspunkt, erst beim Heranrücken der Front im September 1944 durch deutsche Truppen zerstört worden, ebenso der Gasthof Haep.

Beim Westwallbau war das Sozialgebäude ab etwa 1938 als Kantine zur Verpflegung der Arbeiter betrieben. Nach dem Krieg kam ein Heimatvertriebener, der sich mit der Anfertigung von Brennholz beschäftigte. Danach verfiel das Gebäude.

Haep ist erst nach der Flurbereinigung auf Hallschlager Gemarkung mit 20 Hektar umgesiedelt. Zuvor hatte er 10 Hektar im Bereich der Höckerlinien und Richtung Afst in Belgien.

Dort habe er schon vor dem WK II Granaten ausgepflügt und zwar bedeutend mehr als auf seinem jetzigen Besitz. Die Hauptmasse der Granaten sei, so seine Auffassung an der Kehr vorbei nach Richtung Afst-Berterath geflogen. Er war bei der Explosion in diese Richtung geflüchtet gewesen.