Staatsarchiv Düsseldorf Akte Reg.Bez. Aachen 14105
Abschrift:
Bürgermeister von Schmidtheim 1.Juni 1920
IJ. Nr. 2879 an Landrat in Schleiden
Betr: Explosion in der Sprengstoffabrik Hallschlag
Am verflossenen Samstag gegen 3 Uhr nachmittags ist die Sprengstoffabrik in Hallschlag durch Explosion von Granaten, die dort entleert werden in die Luft geflogen und durch nachfolgenden Brand vernichtet worden.
Gestern Nachmittag habe ich an Ort und Stelle die Sache eingesehen.
Das weite Fabrikgelände ist ein rauchendes Trümmerfeld und bietet einen schauerlichen Anblick. Es stehen nur noch wenige Mauerreste. Die zahlreichen teuren Maschinen sind vernichtet. Kesselstücke von 15 bis 20 Zentnern Gewicht sind bis 300 Meter Entfernung fortgeschleudert worden. In der Wirtschaft Braun in Losheim, 3 1/2 Kilometer von der Fabrik entfernt sitzt eine amerikanische 15 cm Granate oberhalb der Haustür in der Mauer; dieselbe ist glücklicherweise nicht krepiert.
Die vom Werk etwas entfernt liegenden 20 Beamtenwohnungen sind größtenteils nicht mehr bewohnbar ca. 20 000 Zentner Kohlen und Briketts sind verbrannt bzw. stehen in Brand.
In den Ortschaften Hallschlag und Ormont haben die meisten Häuser kleinere Dach— und Fensterschäden.
Die 26 Häuser in dem hochgelegenen Dorfe Scheid sind sämtlich erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Die Dach- und Fensterschäden sind hier erheblich.
In den Orten Kronenburg und Kronenburgerhütte sind in etwa 15 Häusern Fensterscheiben eingedrückt worden. Es können etwa 20 Quadratmeter neue Scheiben ä 70 bis 1400 Mark in Betracht. Am Sonntag war eine Regierungskommission von Trier in Hallschlag und haben die Beschädigten aus den umliegenden Orten die Schäden angemeldet.
Ein Arbeiter ist außerhalb des Werkes von einem Granatsplitter tödlich verletzt worden. Da auf das Notsignal hin die Leute das Firmengelände verlassen hatten, sind weitere Personenschäden nicht vorgekommen.
US unleserlich